Es gibt diese Touren, die man nicht vergisst – nicht, weil man den Gipfel erreicht hat, sondern weil sie einem zeigen, wie schmal der Grat zwischen Abenteuer und Vernunft in den Bergen ist. Unsere Begehung zur Schönfeldspitze vom Kärlingerhaus aus war genau so eine Tour.

Der Tag begann vielversprechend: Nach einem (zugegeben überteuerten) Frühstück auf der Kürsingerhütte starteten wir top motiviert bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein in Richtung Schönfeldspitze. Die Vorfreude auf den markanten Gipfel und das außergewöhnliche Gipfelkreuz war groß. Zunächst führte uns der Weg über saftig grüne Almen, dann weiter über ein steiniges Plateau, das mit jedem Schritt alpiner wurde. Doch mit jedem Höhenmeter zogen auch zunehmend Wolken auf – und bald standen wir mittendrin.
Wegmarkierungen? Grundsätzlich hilfreich, wären sie nicht unter der Schneedecke verschwunden. Immer wieder gerieten wir in ein Whiteout, mussten innehalten und geduldig auf ein Wolkenfenster warten, um einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie wir weiter müssen. So kämpften wir uns Etappe für Etappe Richtung Gipfel voran. Doch etwa 100 Höhenmeter unter dem Ziel war Schluss. Der Gipfel war greifbar nah, die Stimmen anderer Bergsteiger bereits hörbar und doch blieb uns der letzte Anstieg auf den der Gipfel verwehrt. Ein steiles Altschneefeld versperrte den Weg und der dichte Nebel ließ keine sichere Route erkennen. Zu viele Fragezeichen für unseren Geschmack.

Nach kurzem Abwägen fiel unsere Entscheidung: Wir drehen um. Nicht aus Angst – sondern aus Respekt. Der Berg läuft uns nicht davon, und unsere Sicherheit hatte Vorrang. Natürlich waren wir enttäuscht. Aber die Enttäuschung wich rasch einem neuen Plan: Statt denselben Weg zurückzugehen, wählten wir eine alternative, längere Abstiegsroute über das Brandenberger Tor, umrundeten das Schottmalhorn, passierten das Tote Weib und kehrten schließlich zum Kärlingerhaus zurück.

Als wir wieder beim Kärlingerhaus ankamen, rissen die Wolken auf. Die umliegenden Gipfel tauchten in goldenes Abendlicht, majestätisch und ruhig, als sei nichts gewesen. Kurz fühlten wir uns schon ein bisschen auf den Arm genommen. Dennoch bleibt die schöne Erinerung an einen wunderschönen gemeinsamen Tag in den Bergen. Für uns steht eines immer fest: Ein Gipfel ist kein Muss. Der wahre Erfolg liegt darin, sicher und erfüllt zurückzukehren – mit neuen Geschichten und Erinnerungen, die bleiben.
[Tour vom 15/06/2024]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Kärlingerhaus
- (Versuchter) Gipfel: Schönfeldspitze (2.653 m)
- Höhenmeter: 1.129 hm
- Kilometer: 16,05 km
- Wetter: von allem etwas: Sonne, Nebel, Wind und wieder Sonne
- G’störte Tour weil: –
- Erwähnenswertes: –