Schicksal oder einfach nur eine g’störte Rettung?

Die Geschichte eines verlorenen Schafes

Gibt’s so etwas wie Bestimmung im Leben? Oder ist das nur schöner Zufall? Manchmal legt einem das Schicksal jedenfalls ein Drehbuch hin, das man sich selbst nie hätte ausdenken können. Mittendrin: Jörg, Luki und ein verlorenes Schaf! 

Eine Sonnenaufgangstour am Beerwurzkogel hätte es werden sollen. Herausgekommen ist eine 9 Stunden Tortur mit Schafrettung. 

Sonnenaufgang mit „Määhh“

Schon länger war bekannt, dass in der Gegend tief hinten im Karstgebirge ein einsames Schaf zu finden war, welches den Anschluss an die Herde verpasst hatte, die bereits wieder in die Plankenstein Almen rausgezogen waren. Hier hinten befinden sich die Schafe nur während des Hochsommers, damit war es auch Gewissheit, dass sie für dieses Jahr nicht mehr zurückkehren werden. Normalerweise werden einzelne Schafe als Fluchttiere sofort scheu und lassen sich nicht mehr fangen. Also eigentlich ein Todesurteil, denn auch der Winter naht. 

Wenn nicht diese Sonnenaufgangstour von Jörg und Luki gewesen wäre… In den ersten Sonnenstrahlen wurde am Nachbargipfel scheinbar auch das Schaf wach, hat den beiden mit einem deutlichen „Määhh“ einen guten Morgen gewünscht und sich bemerkbar gemacht. Damit war der Retter-Instinkt der beiden geweckt! 

„Spaziergang“ mit Schaf an der Leine

Nach einem Kampf durch Latschen und über Karstplatten standen sie tatsächlich vor dem Wollknäul, welches sich mit ein wenig Geduld sogar fangen ließ. Aber damit begann eine richtig g’störte Tour! Ohne Weg, mit einem Schaf am Strick retour zum Hinteren Gosausee – jeder, der die Gegend kennt, weiß wie mühsam, ja nahezu unbegehbar das Gelände sein kann. Bald war unklar, wer fertiger war: Mensch oder Schaf? Das Wasser war aufgebraucht, die Müsliriegel hatte das Schaf gefressen – zwischendurch kam schon immer wieder der Gedanke, es einfach frei und seinem Schicksal zu überlassen… Aber mit viel Zureden, Ziehen, Schieben und Tragen haben es die drei nach 6 Kilometer im unwegsamen Gelände, 900 Höhenmetern und 4 richtig anstrengenden Stunden Abstieg bis zum Hinteren Gosausee geschafft. Erste Handlung: Auffüllen der Flüssigkeitsspeicher – das Schaf im See und die beiden Retter bei der Holzmeisteralm. Dort wurden sie von den Touristen dementsprechend bestaunt, denn wie oft sieht man schon zwei Männer mit einem Schaf spazieren gehen? 

Wieder „daheim“?

Aber warum nun die Frage, ob Bestimmung existiert? Aufgrund der Ohrmarke war der Besitzer des Schafes bekannt. Aber noch am Abend der Rettung wurde es zusätzlich Gewissheit, dass es sich um jenes 1-jährige Schaf handelt, welches Jörgs Vater Helmut erst im Frühjahr verkauft hat! Mit anderen Worten: Das Schicksal hatte das Wollknäul zurück „nach Hause“ geführt – und Jörg und Luki waren nicht nur Retter, sondern Jörg auch unbewusst Heimbringer des „eigenen“ Tieres.

Ach übrigens: aktuell steht es im Stall von Helmut – dieser hat sich noch nicht von seinem Lampi trennen können und es wird erst am Schaftag seinem richtigen Besitzer, einem guten Freund von ihm, übergeben.

[Tour vom 21/09/2025]

Eckdaten zur Tour

  • Runde/Gipfel: Vom Vorderen Gosausee über Rossruckn und Kreuz auf den Beerwurzkogel, weiter zum Langtalkogel und mit dem Schaf zurück über die Koglgasse zum Hinteren Gosausee
  • Höhenmeter gesamt: 1.560
  • Kilometer gesamt: 17,7
  • Wetter: ein sehr heißer Spätsommertag
  • Lerneffekt: Nimm immer genug Wasser und Müsliriegel mit, denn du weißt nie, ob du sie nicht einem Schaf als Energieschub verfüttern musst!

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