Manche Touren lässt man nicht los. Der Geiger über seinen Nordgrat war für uns genau so ein Fall. Unser erster Versuch im Jahr 2020 war auf Grund der schlechten Wetterprognose ein Glücksspiel, das wir an diesem Tag verloren haben: Whiteout beim Zustieg – keine Chance auf Kletterei.
Zweiter Versuch, 20. Juli 2024. Die Bedingungen? Wechselhaft, laut Wetterbericht mit einer 50:50-Prognose, dass es „aufreißen könnte“. Beim Weggehen frühmorgens im Regen waren wir noch voller Hoffnung und optimistisch. Beim Zustieg war diese Zuversicht verschwunden: Keine Sicht auf Besserung, nasser Fels und bald auch eine durchnässte Simone und ein durchnässter Roli. Also wieder einmal Rückzug. Bei unserer kleinen Nachmittagstour auf die Bachmayrspitze (Schwarzes Hendl) – nachdem sich das Wetter irgendwann doch noch gebessert hat – wurden wir dafür mit einem großen Rudel Steinböcke belohnt.
Beim dritten Anlauf über den Nordgrat auf den Großen Geiger am nächsten Tag passte dann alles: eine sternenklare Nacht und stabiles Wetter. Geht doch! Endlich konnten wir den Nordgrat in seiner vollen Schönheit erleben: Einsam, ausgesetzt und mit einem tollen Blick auf die umliegende Berg- und Gletscherwelt – genau wie wir es mögen.
Der Abstieg über den Westgrat, weiter zum Maurertörl und schließlich über das Krimmlertörlkees zurück zum Wanderweg war landschaftlich noch einmal ein echtes Highlight und eine schöne Runde zurück zu unseren E-Bikes bei der Materialseilbahn der Kürsinger Hütte.
Unser Fazit: Der Geiger Nordgrat ist eine abwechslungsreiche Hochtour und eine lohnende Alternative zum Großvenediger oder Keeskogel mit einer schönen Blockkletterei (bis zum 3. Schwierigkeitsgrad).
[Tour vom 21/07/2024]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Kürsinger Hütte
- Gipfel: Großer Geiger (3.360 m)
- Höhenmeter: 1.206 hm
- Kilometer: 16,29 km
- Wetter: sonnig, windstill
- G’störte Tour weil: es bei zwei Versuchen bereits beim Weggehen nur eine geringe Chance gab, den Gipfel zu erreichen.
- Erwähnenswertes: Die Kletterpassagen (III) am Grat verlangen (wenn notwendig) eigenständige Absicherung – alpines Gespür ist gefragt.